Baden-württembergische Städte und Kommunen geben Open-Source-Erfahrung weiter

01.07.2010

Ob Kommunen, Krankenhäuser, Städte oder Schulen – Open-Source-Lösungen bieten viele Vorteile für Einrichtungen der öffentlichen Hand. So kann Open-Source-Software frei genutzt, verbreitet, kopiert und weiterentwickelt werden. Bekannte Beispiele sind das Betriebssystem Linux, die Bürosoftware Open Office oder der Internet-Browser Mozilla Firefox.

Trotzdem zögern immer noch viele öffentliche Einrichtungen, komplett auf Open-Source-Software umzurüsten. Umso wichtiger ist es, dass sich Anwender und solche die es werden wollen über erfolgreiche Open-Source-Projekte austauschen – am besten über regionale und nationale Grenzen hinweg. Dieses Ziel verfolgen die MFG Baden-Württemberg und das Open-Source-Netzwerk Lisog zusammen mit zwölf europäischen Partnern. Gemeinsam organisieren sie regelmäßige Vor-Ort-Besuche und Workshops. Zu diesen Treffen werden auch Experten aus den verschiedenen Regionen – interessierte Firmen oder Vertreter aus öffentlichen Verwaltungen – eingeladen.

Erster Kooperationserfolg zu verzeichnen

Beim ersten Vor-Ort-Besuch am 8. und 9. Juni in Stuttgart führte das gleich zu einem ersten Kooperationserfolg: Dort stellte die Agorum Software GmbH aus Ostfildern den europäischen Experten ihr Dokumentenmanagementsystem auf Open-Source-Basis vor – mit positivem Ergebnis: Die belgische Stadt Schoten wird diese Lösung zukünftig anwenden und plant bereits eine niederländische und französische Übersetzung der Software. Von dieser Weiterentwicklung profitiert umgekehrt auch wieder Agorum.

Open Source: Potenziale für Stadtverwaltungen und Schulwesen

Die regelmäßigen Treffen der europäischen Open-Source-Experten finden im Rahmen des EU-Projekts OSEPA (Open Source Software in European Public Administrations) statt. Neben einer Vernetzung der Beteiligten steht auch der intensive Erfahrungsaustausch anhand erfolgreicher Best Practices im Vordergrund.

Ein gutes Beispiel ist hier Schwäbisch Hall: Als eine der ersten deutschen Kommunen setzt die Stadtverwaltung seit 2001 konsequent auf Open-Source-Software. Auslöser war eine Halbierung der Einnahmen durch die Gewerbesteuer.

Sie führte dazu, dass kostengünstigere Alternativen zu der bislang lizenzpflichtigen Software gefunden werden mussten. Inzwischen ist die städtische Verwaltung nahezu flächendeckend mit Open-Source-Arbeitsplätzen ausgestattet. Selbst komplexe Reformvorhaben, wie beispielsweise die Europäische Dienstleistungsrichtlinie, werden in Schwäbisch Hall mithilfe von Open Source effektiv umgesetzt.

Auch für Schulen sind Open-Source-Lösungen besonders interessant, da die Schüler die offene Software ohne Lizenzkosten zuhause nutzen können. So hat beispielsweise der spanische Projektpartner, die Region Extremadura, im Jahr 2002 rund 70.000 Computer und 400 Server im Bereich der Schulverwaltung auf Open-Source-Software umgestellt.

Blick über den Tellerrand durch europäischen Anwender-Austausch

"Wichtig ist der Blick über den Tellerrand. Der Einsatz von Open Source in öffentlichen Verwaltungen und Kommunen kann nur dann vorangetrieben werden, wenn sich die Anwender im Sinne des Open-Innovation-Gedankens über erfolgreiche Lösungen austauschen", betont MFG-Geschäftsführer Klaus Haasis.

Mit der Lisog vereint die MFG bereits eine Initiative unter ihrem Dach, die sich für kostengünstige Open-Source-Lösungen einsetzt. Durch das Projekt OSEPA werden nun bestehende MFG- und Lisog-Aktivitäten im Open-Source-Umfeld um ein internationales Netzwerk erweitert. "Um global wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir unsere Kräfte in Europe bündeln. Das Projekt OSEPA leistet dazu einen wichtigen Beitrag, weil regionale Exzellenz auf europäischer Ebene vernetzt wird", so Haasis.

Auch Horst Bräuer von der Stadt Schwäbisch Hall unterstreicht die Bedeutung des Projekts für seine Stadt: "Schwäbisch Hall gilt als Innovationszentrum für Open Source in der öffentlichen Verwaltung. Ein regelmäßiger Austausch mit europäischen Experten ist für uns wichtig, um von den Erfahrungen anderer zu lernen. Nur so können wir auch weiterhin innovative Open-Source-Anwendungen einsetzen."

http://www.lisog.org