Bürosoftware so einfach wie eine Handy-App

29.08.2017
Stefan Kleineikenscheidt bei einer Teambesprechung in den Räumen von K15t Software.
Stefan Kleineikenscheidt bei einer Teambesprechung in den Räumen von K15t Software.
Bild: Dominik Hatt
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Software wie Facebook, WhatsApp oder Skype macht es den Nutzern leicht. Die Handhabung ist intuitiv, die Programme sind auch von mobilen Endgeräten aus zugänglich und Informationen können schnell ausgetauscht werden. Im Arbeitsleben vermissen viele Arbeitnehmer diese Vorteile, weil Software für Unternehmen oft nicht an den Bedürfnissen der Nutzer ausgerichtet ist. Diese Erfahrung machte auch Stefan Kleineikenscheidt und hat daraus eine Geschäftsidee entwickelt. Mit seinem Team von 40 Mitarbeitern entwickelt er Erweiterungen und Apps für eine Standardsoftware, mit der Mitarbeiter über Computernetze hinweg komfortabel an einem Projekt zusammenarbeiten, es verwalten und sich in der Gruppe austauschen können. „Diese Software spart den Firmen letztendlich Zeit und Geld“, so Kleineikenscheidt. Namhafte Firmen wie Bosch, BMW und Cisco Systems wenden die Software seit Jahren erfolgreich an.

Vom Alltagsproblem zur Geschäftsidee

Nach seinem Studium der Medieninformatik in Furtwangen leitete der Gründer der K15t Software GmbH zunächst als Angestellter Softwareprojekte in Unternehmen, wie Vodafone und Bosch. Hier lernte er seinen damaligen Arbeitskollegen und heutigen Gründungspartner Tobias Anstett kennen, der in Stuttgart Softwaretechnik studiert hatte. Die Arbeit mit der üblichen Standardsoftware war mühselig: Ein Dokument nach dem Schreiben abzuspeichern, zu schließen und es dann als E-Mail-Anhang an die Kollegen zu schicken, um dann wieder deren Rückmeldungen einzuarbeiten, empfanden beide als zeitintensiv und ineffizient. Gemeinsam arbeiteten sie an Erweiterungen, mit denen diese Bearbeitungsprozesse vereinfacht werden. Diese Erweiterungen basieren auf der Software des in Australien ansässigen Herstellers Atlassian, den Kleineikenscheidt während eines Studienaufenthalts dort kennengelernt hatte. Heraus kam unter anderem eine Software, mit der die Zusammenarbeit abläuft wie bei einer Skype-Gruppenkonversation und bei der die Ergebnisse und neuen Informationen zusammengetragen werden, wie in einer Wikipedia-Datenbank.

Region Stuttgart als idealer Standort

Schnell fanden sich interessierte Firmen, welche die Software als Betakunde testen wollten, und die ersten großen Anfragen kamen. Anfang 2010 machten sich die beiden Softwaretechniker dann selbstständig und entschieden sich für Stuttgart als Firmensitz. „Für Startup-Unternehmen ist das richtige Timing wichtig. Wir haben so lange als Angestellte gearbeitet, bis unsere Idee marktreif war“, so Kleineikenscheidt über seinen Schritt in die Selbstständigkeit vor sieben Jahren. „Die Region Stuttgart ist ein Ballungszentrum für IT-Unternehmen, die mit unseren Softwareerweiterungen arbeiten. Gleichzeitig nutzen wir auch die gute Infrastruktur für Kunden- und Messebesuche. Der direkte Kundenkontakt ist sehr wichtig, um auf der ganzen Welt vertreiben zu können.“ Mittlerweile bietet K15t Software über ein Dutzend verschiedene Erweiterungen an, die alle so einfach zu bedienen sind, wie eine Handy-App. Die Firmen müssen ihren Mitarbeitern somit keine aufwändige Schulung mehr anbieten. Kunden können die Software bis zu 90 Tage kostenlos ausprobieren. Ein Angebot, welches die beiden Unternehmen aus ihrer Gründungsphase beibehalten haben. „Wir möchten jedem die Möglichkeit geben, unsere Programme zu testen. Service und Kundenzufriedenheit sind uns wichtiger als schneller Profit.“ Mehr als 8.000 aktive Software-Installationen kann das Unternehmen mittlerweile verzeichnen. Die Mehrheit der Testkunden sei zufrieden mit der Anwendung und kaufe das Produkt anschließend, sagen die Gründer.

Motivierte Mitarbeiter als Erfolgsfaktor

Nicht nur das Wohl der Kunden, sondern auch das der eigenen Mitarbeiter liegen Kleineikenscheidt und Anstett am Herzen. Schließlich sitzen die wichtigsten Betakunden bereits in den eigenen Büroräumen: Die Erweiterungen werden firmenintern ständig verbessert. Auch die Mitarbeiter, welche die Produkte selbst täglich anwenden, haben diese neue Form der Zusammenarbeit verinnerlicht. Vertriebsleiter Jérôme Sabot arbeitet seit einem Jahr bei K15t Software und schätzt den Startup-Charakter des Unternehmens. „Hier sieht man, dass Unternehmen davon profitieren, wenn die Mitarbeiter mitbestimmen dürfen, sich kreativ verwirklichen können und in flexiblen Arbeitszeitmodellen arbeiten“, sagt Sabot. Statt Einzelbüros gibt es Gruppenarbeitsbereiche mit der Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Es gibt auch Räume zur Begegnung, wie beispielsweise die Mitarbeiterküche, die nicht nur viel Platz für die Mittagspause, sondern auch für wöchentlichen Teambesprechungen bietet. Der äußerliche Eindruck verdeutlicht die Firmenkultur und den Startup-Charakter der Firma. Mitarbeiter, die sich in ihrer Freizeit sozial engagieren, werden bis zu zwei Tage im Jahr freigestellt bei fortlaufendem Gehalt. Non-Profit-Organisationen wie beispielsweise Greenpeace, werden mit kostenloser Software unterstützt. „Ich bin stolz darauf, dass ich nicht nur ein Produkt nach meinen eigenen Vorstellungen entwickelt habe, sondern auch eine Firma gründen konnte, bei der die Mitarbeiter an erster Stelle stehen“, sagt Stefan Kleineikenscheidt.

www.k15t.de