Die Zukunft begann gestern

11.09.2019

Laut dem Branchenverband Bitkom nutzt bereits jedes zweite Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe Industrie-4.0-Anwendungen, weitere 22 % arbeiten immerhin an konkreten Plänen und Projekten. Ein Fünftel der deutschen Industrieunternehmen wartet noch ab. Nur drei Prozent glauben, dass sie auf Industrie 4.0 komplett verzichten können. 2017 waren es noch neun Prozent.

Auch auf Seiten der Dienstleistungsunternehmen ist dies spürbar. Eine Suche nach „Industrie 4.0“ im Competenzatlas IT Region Stuttgart findet über 90 spezialisierte Anbieter allein im Stuttgarter Raum.

„In den vergangenen Jahren hat sich in Sachen Industrie 4.0 viel getan. Machine-to-Machine-Kommunikation ist in den Fabriken Realität. Jetzt geht es darum, den kompletten Maschinenpark aufzurüsten und Geschäftsmodelle von analog auf digital zu drehen“, meint Bitkom-Präsident Achim Berg anlässlich der Präsentation einer repräsentativen Befragung von 553 Industrieunternehmen im Auftrag seines Hauses. „Industrie 4.0-Lösungen kosten zwar erst einmal Geld, ermöglichen aber langfristig starke Effizienzverbesserungen und Kostenreduktionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Nur wer signifikant in Industrie 4.0 investiert, kann den steigenden Kundenanforderungen gerecht werden und international konkurrenzfähig bleiben.“

Was also hindert deutsche Unternehmen, die Potenziale der schönen neuen digitalen Welt zu nutzen? Leider behindern gleich mehrere Faktoren den Weg zur Digitalisierung. 72 % aller Betriebe gaben in der Bitkom-Studie an, dass sie vor den Investitionskosten zurückschrecken. Dazu kommen die Anforderungen an den Datenschutz (58 %) und an die Datensicherheit (56 %). Die Datenschutz-Grundverordnung DSGVO tut hier ihr Übriges und beschäftigt die Unternehmen derzeit in strategischen und operativen Bereichen. Gerade der Mittelstand und kleinere Unternehmen werden dadurch gebremst.

Hand in Hand, Schritt für Schritt

So viel zu den Bremsklötzen. Die gute Nachricht: Die ersten Schritte müssen nicht allein gewagt werden. So stehen zum Beispiel bundesweit inzwischen mehr als 30 regionale Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren und -agenturen bereit, um Projektstarts zu begleiten. Ziel ist nicht die grundlegende Digitalisierung alle Prozess- und Produktionsketten oder die Einführung disruptiver Geschäftsmodelle. Praktiker empfehlen zuerst einmal begrenzte Pilotprojekte, um mit einem überschaubaren Aufwand – und vor allem ohne Störung der bestehenden Produktion – erste Erfahrungen zu sammeln.

Eine solche Lösung kann zum Beispiel die Digitalisierung einer einzelnen Maschine, eines Fertigungszentrums oder einer einzelnen Produktionslinie umfassen.

Dort werden dann gezielt Daten gesammelt, aufbereitet und in ersten Anwendungen genutzt. Volker Sieber, Leiter der Entwicklung beim Automations-Spezialisten Schnaithmann in der Region Stuttgart, empfiehlt: „KMUs sollten sofort, aber in kleinen Schritten einsteigen. Nicht endlos auf Standards, Richtlinien, Empfehlungen und Experten warten, das passiert parallel. Lieber ohne Verzögerung einfach mal das Machbare Schritt für Schritt ausprobieren. Dabei den Kundennutzen, nicht die Technologie in den Vordergrund stellen. Im Endeffekt geht es um Zeitgewinn, Qualitätssteigerung und Kostensenkung. Alles andere wäre ja betriebswirtschaftlicher Unsinn. Im Grunde genommen ist die notwendige Hardware meist schon in der Produktion vorhanden: Sensoren, Aktoren, Steuerungen. Die Hauptaufgabe ist, Daten zu sammeln, auszuwerten und sinnvoll zu nutzen. Die sich daraus ergebenden Chancen sind viel größer als die Risiken.“

Viele Firmen sind bereit, ihre Industrie 4.0-Projekte vorzustellen und Erfahrungen zu teilen. Gerade in der Region Stuttgart, einem der führenden IT-Standorte Europas, finden Sie zahlreiche Ansprechpartner aus Forschung und Praxis. Recherchieren Sie hier im Competenzatlas der IT Region Stuttgart.